Son Esteve ist auch unter dem arabischen Namen Alcaniç bekannt. Experten zufolge kann dieses Gasthaus (von der Wurzel Al-jana) oder Kirchen (von der Wurzel al-kna’is o hanisa) bedeuten. Die heutigen Häuser befinden sich auf einer Ebene im Südosten der Serra de Garrafa. Sie wachen über den natürlichen Eingang zum Andratx-Tal durch die Andritxol-Hügelkette und dominieren den zentralen Bereich des Tals (vall d’Antratx). Es gibt recht viel historisches Material über die Häuser der possessió Son Esteve. Die erste Urkunde zeugt von der Übergabe des arabischen Landguts Alcaniç an Joan Salvìa, zusammen mit Son Jofre de la Torre, Son Simó de la Costa, Son Xina, Son Prim, Andritxol, Son Armand und Son Esteve. Aus dem früheren muslimischen Gut sind die „qanats“, die Bewässerungssysteme, und der Wassertank in der „clastra“, dem Innenhof, übrig geblieben.
Das Gut wurde 1372 aufgeteilt, woraus auch die heutige possessió entstand. 1520 wurde sie von Bartomeu Esteve erworben, der ihr den Namen gab und dem beeindruckenden Wachturm einen dritten Stock hinzufügte. Dies geschah mit der Genehmigung des Bischofs von Barcelona, der seit 1229 Feudalherr des Gebiets war.
Im 17. Jahrhundert werden die Häuser, der Turm, die Ölmühle und der Laden zusammen urkundlich erwähnt. Im 18. Jahrhundert bestand die possessió aus Häusern und einer Ölmühle. Es wurden Getreide, Johannisbrot und Weintrauben angebaut. In der Mitte des 18. Jahrhunderts geht Son Esteve an die Santander über, Granden von Spanien und große Landbesitzer der Zeit. Im Jahre 1865 wird sie im Namen von Ramon Santander geführt.
Jaume Roca Bauçà (Unternehmer, Dramatiker und Vorsitzender der Republikanischen Partei von Andratx) kaufte ihm das Landgut 1898 für 30.000 Peseten ab. In den 1930ern gehörte es Bernat Jofre Roca, Neffe von Jaume Roca und republikanischer Politiker, der 1932 Bürgermeister von Palma wurde. Auch heute gehört sie noch derselben Familie und wurde in eine agrotouristische Einrichtung umgewandelt.
Seit den erneuerten Strukturen Ende des 20. Jahrhunderts sind die Häuser der possessió in einem vieleckigen, beinahe rechteckigen Grundriss angeordnet. Die Häuser sind um einen Innenhof herum angeordnet und bestehen aus zwei oder drei Stockwerken und Satteldächern aus arabischen Ziegeln. Die possessió zeichnet sich durch den Erhalt vieler Bestandteile des früheren Andratx-Guts und den beeindruckenden Wehrturm aus, der im 15. Jahrhundert fertiggestellt wurde, nachdem sein Bau Ende des 13. Jahrhunderts in Auftrag gegeben wurde. Der interne Aufbau des Turms ist kaum verändert und beinhaltet Fresken aus dem 18. Jahrhundert.
Die Hauptfassade, die gen Nordwesten ausgerichtet ist, besteht aus drei verschiedenen Blöcken. Auf der linken Seite befinden sich die Haupthäuser, die sich aus drei Stockwerken zusammensetzen. Im Erdgeschoss, wo sich die Räumlichkeiten für die Arbeiter und Lagerräume (cortera) befanden, gibt es zwei Fenster. Der erste Stock, wo für gewöhnlich die Besitzer (senyors) wohnten, war mit einer Fenstertür ausgestattet. Im Dachgeschoss (golfes) befinden sich zwei große Fenster. Auf der anderen Seite liegt der einstöckige Eingangsbereich mit einer zentralen Dachterrasse. Und schließlich gibt es noch den Wehrturm mit quadratischem Grundriss. In der Mitte der Fassade eröffnet sich das große, moderne, aus einem Rundbogen bestehende Portal mit dem Wappen der Krone von Aragonien, das von Pere Jofre i Bosch, dem Vater des aktuellen Besitzers, hinzugefügt wurde.