Das Possessió-Landgut Miramar beherbergte im 13. Jahrhundert ein Kloster. Es befindet sich in der Gemeinde Valldemossa, in der Serra de Tramuntana und wurde 1276 von Ramón Llull unter dem Schutz von König Jakob II. von Mallorca gegründet. Seine zentrale Aufgabe war es, westliche Sprachen zu lehren, um den christlichen Glauben zu verbreiten. Seitdem ist es einer der wichtigsten Orte für Spiritualität, Kultur und Betrachtung der Landschaft der Serra de Tramuntana.
Miramar ist eine der interessantesten historischen Stätten Mallorcas. Viele Persönlichkeiten wohnten in diesem kleinen Kloster, in dem auch wegweisende Ereignisse stattgefunden haben. Neben Ramón Llull lebten dort auch die Lulisten Bartolomé Caldentey und Francesc Prats, die eine wichtige Lulistische Schule gründeten, die Vorläufer der Universität war. Außerdem wurde hier 1487 die erste Druckerei Mallorcas durch den aus Valldemossa stammenden Drucker Nicolau Calafat errichtet. Miramar war die spirituelle Wiege der heiligen Catalina Tomàs, die in der ansässigen Kirche den Lehren des Eremiten Padre Antonio Castañeda folgte (1550). Deswegen schloss sie sich später dem Kloster Santa Magdalena de Palma als Klausurschwester an. Dort wurde im 17. Jahrhundert der noch heute bestehende Eremitenorden von Mallorca von Joan Mir i Vallés gegründet, der aus Alaró stammte und der in Miramar begraben ist.
1872 kaufte der Erzherzog Ludwig Salvator von Österreich-Toskana die possessió Miramar, die zum Zentrum seiner biologischen und landeskundlichen Studien der Serra de Tramuntana und der balearischen Inselgruppe wurde. Dort legte er auch einen botanischen Garten mit den einheimischen Pflanzen der Serra an. Auch heute werden Erinnerungsstücke an Ramon Llull, die Lulistische Schule, Padre Castañeda, die heilige Catalina Tomàs, Joan Mir i Vallès, Elisabeth von Österreich-Ungarn (als „Sisí“ bekannt) und den Erzherzog Ludwig Salvator aufbewahrt. Es ist ein wichtiges Kulturzentrum Mallorcas und der einzige Ort, an dem mit einer Vielzahl von Konferenzen und Veranstaltungen die Kunst von Ramón Llull erklärt wird.
Aus architektonischer Sicht ist der berühmte Kreuzgang des Klosters von Santa Margarita de Palma, heute Militärkrankenhaus, hervorzuheben, der ein Geschenk von Pedro Alcántara Peña an den Erzherzog war, der den Kreuzgang in Miramar platzierte. Aus dem ehemaligen Kreuzgang des Klosters, heute Llevant-Garten wurden vom Erzherzog vier Säulen erhalten, die erahnen lassen, wie das ursprüngliche gotische Kloster von Ramón Llull ausgesehen haben könnte. Im Erdgeschoss des Hauses, das für Besucher geöffnet ist, wird der Boden des Klosters aus dem 12. Jahrhundert aufbewahrt, wo die erste Druckerei und die Küche der Mönche waren. Von dort aus gelangt man zu einem anderen wichtigen Raum des Hauses, der Ramón Llull gewidmet ist. Dieser ist mit einem 1872 vom Erzherzog in Auftrag gegebenen Mosaik dekoriert und wird heutzutage für Konferenzen, Seminare und Gesprächsrunden über die Person und das Wirken dieses bedeutenden Philosophen Mallorcas genutzt.
Am Ausgang des Hauses an der Ponent-Fassade hat man einen hervorragenden Ausblick auf das Meer. Auf einem Pfad kann man die Aussichtspunkte erreichen. Der Weg führt weiter zum bekannten italo-arabischen Garten, der vom Erzherzog „Torre del Moro-Garten“ genannt wurde. Auf dem Rückweg kann man die Kapelle besichtigen, die nach tschechischem Stil dekoriert ist, ähnlich wie eine der Kapellen des Prager Doms. Am Ausgang ist auch die alte Ölmühle (tafona) zu sehen. Zu guter Letzt kommt man in den Kartenraum des Erzherzogs, in dem man Seekarten, Karten von verschiedenen Mittelmeerinseln und andere Dokumente von der Nixe-Yacht, mit der Ludwig Salvator reiste, begutachten kann.